SFB 1369 Cultures of vigilance
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Posthumanistische Perspektiven auf geistliche Literatur des Mittelalters

Workshop of Projekt C01

10.03.2025

Arbeitsgespräch mit PD Dr. Daniela Fuhrmann (Zürich), PD Dr. Tilo Renz (Berlin), Carolin Pape, M.A. (Berlin), Ursina Füglister, M.A. (Zürich), Tatiana Hirschi, M.A. (Zürich)

München, 10.03.2025 (13–19 Uhr)

Posthumanistische Perspektiven werden auch in der Mediävistik kontrovers diskutiert und für profane Texte fruchtbar gemacht. In diesem Arbeitsgespräch wollen wir diese Ansätze diskutieren und auf ihre Produktivität für die Interpretation geistlicher Literatur des Mittelalters prüfen. Zu diesem Zweck haben wir uns Texte der Physikerin, Wissenschaftstheoretikerin und Feministin Karen Barad vorgenommen. Barad vertritt einen neuen Materialismus, der Einsichten der Quantenmechanik aufgreift und mit poststrukturalistischer Theorie verknüpft. So begreift sie Materialität nicht nur als wirklichkeitskonstituierend, sondern auch als variabel und dynamisch. agency ordnet Barad dabei „dynamischen Konglomeraten“, Konstellationen oder Settings zu, also gerade nicht isolierten Objekten. Sie denkt die ‚Kraft der Dinge‘ als Ergebnis von Beziehungen. Im SFB 1369 ‚Vigilanzkulturen‘ interessieren wir uns für diese Form konstellativer Wirkmöglichkeit, weil – so unsere These – Aufmerksamkeit erst im Zusammenwirken heterogener Elemente effektiv auf Dauer gestellt wird.
Diese posthumanistische Perspektive Barads wollen wir auf ausgewählte geistliche Texte des Mittelalters anwenden, um der konstellativen Bedeutungskonstitution und agency von Dingen in diesen Texten nachzuspüren. Dafür haben wir drei Beispiele ausgewählt: Erstens zwei Textausschnitte Jacob Böhmes, in denen er die Qualitäten der Natur und die Schöpfung der Erde auslegt. Das lebendige Ineinanderwirken der Natur selbst und das Zutun Gottes stehen dabei im Fokus. Zweitens besprechen wir kurze Auszüge aus dem Fließenden Licht Mechthilds von Magdeburg, um das Verhältnis von Diesseits und Jenseits näher zu bestimmen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Rolle von Dingen im Denken der Wechselwirkungen zwischen beiden Räumen. Drittens wenden wir uns dem Diskurs um Mikro- und Makrokosmos zu, indem wir zwei Text und Bild verquickende ‚Tafeln‘ zu diesem Thema aus der ‚Süddeutschen Tafelsammlung‘ diskutieren. Wer paläografisches Interesse mitbringt, kommt dabei auf seine bzw. ihre Kosten.
Da die Textgrundlage deutsch und mittelhochdeutsch ist, werden wir auf deutsch diskutieren. Der Einführungstext von Karen Barad ist englisch und kann dementsprechend auch in englischer Sprache besprochen werden.
Wir laden alle Kolleg*innen herzlich ein, am 10. März 2025 von 13–19 Uhr im Veranstaltungsraum des Philologicums mit uns zu lesen und zu diskutieren.


Um den Reader zu erhalten, ist eine Anmeldung erforderlich!
Anmeldung bei Pia Fuschlberger, E-Mail: P.Fuschlberger@lmu.de

 

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